Das Wohnmobil, der Campervan, ist das angesagte Ferienvehikel der Gegenwart. Es verspricht Sicherheit in unsicheren Zeiten. Seine Größe ist ein plastifiziertes Sinnbild für die monströse Maximierung unserer Bedürfnisse. Mehr Wohnmobile denn je rollen in diesem Sommer über Irlands Straßen – und verstopfen diese in ihrer ungelenken Art. Zeit also für die Betrachtung eines XXL-Phänomens.
Eigentlich sind Iren meist freundliche und duldsame Menschen, die so leicht nichts aus der Ruhe bringt und die ihre sozialen Kontakte gerne nach dem Motto „Leben und Leben lassen“ pflegen. Eigentlich. Was hat dem Mann dort vorne im Bauern-Toyota die Laune so gründlich verdorben, dass er wild schimpfend hinter der Windschutzscheibe herum fuchtelt? Es sind zwei fette Wohnmobile deutscher Herkunft, die sich durch das enge Sträßchen auf der Kilcatherine Halbinsel im County Cork schieben und jeden entgegenkommenden Autofahrer zu einem minutenlangen Ausweichmanöver zwingen.
Als wir nach mehreren Minuten eng am Straßengraben auch am Farmer vorbei fahren, ruft er das irische Äquivalent von „verda . . . Schei . . . .“ und „Wild Atlantic Way“ und es wird klar: Das Vermarktungskonzept rund um den „Wild Atlantic Way“ ist schrecklich erfolgreich. Die Werbekampagne für „eine der längsten Küstenstraßen der Welt“ entlang Irlands Westküste zieht eine ganz besondere Spezies Urlauber mächtig an: den Wohnmobil-Piloten und seine Frau.
Wir leben an einer der irischen Lieblingsstrecken der Womo-Fahrer, zwischen Kinsale und Killarney. Die sieben, acht und mehr Meter langen Lustkraftwagen der Freizeitgesellschaft begegnen uns in der Ferien-Saison tagtäglich – und während in einem ähnlich großen Bus 16 bis 24 Menschen Platz nehmen, rollen in den XXL-Wannen zumeist einsame ältere Ehepaare der Zielgruppe 55+ ihr Zweit-Wohnzimmer durch die Landschaft. Tendenz stark steigend, denn die Hotelzimmer in Irland sind in diesem Jahr der Flüchtlingskrise ein rares Gut, und das gute alte B&B stirbt langsam aus (Einen Beitrag zu dieser Entwicklung gibt es hier).
Die Marketingleute von Tourism Ireland sehnen sich zwar mehr Womo-Familien herbei und glauben seit den Zeiten von Corona einen demographischen Wandel hin zu Sicherheits-bewussten Eltern mit Kindern erkennen zu können. Genaue Zahlen allerdings gibt es nicht. Dafür ist das Segment der Wohnmobilisten – auch wenn sie viel Aufmerksamkeit und Raum für sich beanspruchen – noch zu unbedeutend. Weniger als zwei Prozent der Besucher aus dem europäischen Ausland fahren Kühlschrank, Klo und Bett am Atlantik spazieren oder wohnen im Zelt. Doch der Trend geht eindeutig zur Wohnwanne.
Der freiheitsliebende Womo-Fahrer: Ein egomaner Freiheitsräuber?
Unterwegs in unserer Wahlheimat, auf der Beara Peninsula. Gerade standen zwei fast identische Zwillings-Blechwannen mit den Ausmaßen 8,0 mal 2,3 mal 2,8 Meter am Aussichtspunkt. Sie ließen meinen VW-Bus, der neun Menschen transportiert, neben sich schmächtig wie einen Fiat 500 aussehen. Sie blockierten den Halteplatz und den Blick übers geliebte Wasser hinüber nach Kerry für alle nachfolgenden Fahrer. Einige Minuten davor — das Highlight der Woche — begegneten wir bei Eyeries einem unüberwindbaren Corso von zehn (!) rollenden gallischen Wohnzimmern. Bien sur, auch der Franzose reist gerne frei, sicher, individuell und dabei gesellig.
Der Wohnmobil-Pilot: Mein guter Freund Baumgartner nennt ihn „das Herrchen des blechernen Alphatiers der touristischen Biosphäre“. Er genießt seine grenzenlose Freiheit, indem er seinen vertrauten Kokon, einer Raupe gleich, nicht verlässt; indem er den halben Hausstand mit sich führt, in seiner rollenden Hülle wohnt, kocht, isst, trinkt, feiert, abführt, streitet, Sex hat, schläft — und sich bei all dem so herrlich frei fühlt. Und sicher und geborgen.
Es ist die Freiheit, die der Womo-Lenker meint. Die Freiheit zum raumgreifenden Komfort — die allerdings nicht dort endet, wo die Freiheit der Anderen beginnt. Den berühmten Satz von Immanuel Kant mag der zornige Farmer von der Beara Peninsula vielleicht nicht kennen, seinen Gehalt aber versteht er sehr wohl: Hier auf den engen, oft rumpeligen Sträßchen West Corks machen sich Urlauber raumgreifend auf Kosten Einheimischer und anderer Urlauber allzu breit. Wer nicht im „Campervan“ oder im „Motorhome“ (wie man hier sagt) sitzt, sondern in einem Auto dahinter oder davor, murmelt schon einmal das Wort von der „Freiheitsberaubung.“
Wohnmobil-Urlauber, so meint Baumgartner, seien oft egomane, meist egoistische und fast immer enorm sicherheitsbedürftige Zeitgenossen. Baumgartner ist bekennender Wohnmobil-Hasser, und er kann sich über die „Schnecken der Landstraße“ bis zur Hymer-Ventilation in Rage reden: „Sie geben dem besuchten Land nichts oder nicht viel, da sie ja fast alles Notwendige mit sich führen. Allenfalls ihren Müll und den Latrinen-Inhalt müssen sie dann und wann los werden. Sie beanspruchen über 30 Kubikmeter Raum für sich, meist 15 pro Person, und bis zu 80 Prozent der Straße.“
Baumgartner glaubt, im Wohnmobil-Piloten den legitimen Nachfolger des Jägerzaun- und Gartenzwerg-verliebten Sommer-Campers von Lido di Jesolo zu erkennen. Aber das ist nur Baumgartners miesepetrige Meinung; für ihn ist das Glas generell immer halb leer. Ich selber betrachte die Wohnmobilisten, und darunter ganz besonders die aus der alten Heimat, mit freundlicher Neugier. Die Deutschen sind ja bekanntlich nicht nur so etwas wie Vize-Weltmeister im Reisen, sondern auch Champions im Wohnen. Keine andere Nation wohnt so gerne und so hingebungsvoll wie wir Deutschen. Unser Wohndrang reicht bis weit in die Zweitküchen in den Wohngärten der Eigenheime hinein. Schon unser Philosoph Martin Heidegger sagte, das Wohnen sei der Grundzustand des Seins.
Die Engländer oder die Amerikaner leben in ihren Häusern und Apartments, die Deutschen wohnen. Weil sie auch noch gerne reisen, ist es nur folgerichtig, dass sie um den Ehrentitel der Europameister im reisenden Wohnen ganz vorne mit fahren. Unterwegs daheim, sicher, geschützt vor den Zumutungen der Fremde und der Fremden, geborgen in der eigenen, so vertraut nach dem bevorzugten Weichspüler duftende Bettwäsche. Gewohnte Zufriedenheit in den eigenen vier Wänden und gesegnet mit allen Annehmlichkeiten des gelingenden Alltags – selbst in den Ferien und 2000 Kilometer von zuhause entfernt. So geht Auszeit im perfekten, gebärmuttergleichen Kokon.
Dinosaurier der Mobilität, traurige Symbole des Untergangs?
Baumgartner spottet, dass die Wohnmobile die Dinosaurier der Mobilität seien, traurige Symbole der untergehenden Epoche des kollektiven Konsumwahns, ja, die Menetekel vom Ende der Ära des Wachstums, der Schneller-Größer-Besser-und-Alles Sofort-Jahrzehnte; Klimaschädlinge obendrein, schlimmer noch als die viel gescholtenen SUVs – und überhaupt: eine Marotte der Wohlhabenden. Welcher Durchschnittsverdiener könne schon 50- oder gar 100.000 Euro für ein Zweit- oder Drittgefährt hinblättern, das nur wenige Wochen im Jahr benutzt wird.
Wenn mein guter Freund derart in Fahrt gerät, wende ich ein, dass sich viele Menschen, und gerade die, die viel zu verlieren haben, eben vor einer zunehmend bedrohlichen Welt abschotten müssen. Sollen die nun immerfort daheim bleiben, nur weil sie sich etwas leisten können oder weil sie ängstlich sind?
Immerhin sind die mobilen Wohnzimmer ideale Filterblasen mit Abstandsgarantie, um sich nicht zu viel von der fremden Umgebung zumuten zu müssen. Zudem schützen diese dünnen Wände, wenn auch nicht vor Unfällen, so doch vor Aerosolen – geschwängerter Luft und hustenden Fremden. Das Womo, halte ich meinem Freund entgegen, ist das Mobil der Zukunft, denn die nächste Pandemie kommt bestimmt: Social Distancing auf Rädern, Abstand in Vollendung. Richtig geplant kann man sich den Nachschub strategisch pünktlich zu Packstationen schicken lassen und muss keinem Einheimischen mehr in die Atem-Aura treten.
Auf den engen und engsten Sträßchen an Irlands malerischer Atlantikküste haben die wilden Zeiten so um das Jahr 2015 begonnen. Viele dieser asphaltierten Feldwege, die Superlativ-hungrige Irland-Vermarkter zur „2500 Kilometer langen Küstenstraße“ aufaddiert und hoch gejazzt haben, sind nicht einmal für einen regelmäßigen Gegenverkehr mit beteiligten Kleinwagen geeignet, geschweige denn für die Raum konsumierenden Ferien-Trucks. Vielerorts sind deshalb, wie in unserem Dorf Glengarriff, wenig freundliche Schilder aufgetaucht, mit denen sich genervte Anwohner die invasiven Freizeitlaster vom Leib halten wollen: „No Campervans“. „No overnight parking“. Doch wen kümmert´s im fernen Dublin? Nun, immerhin ein bisschen was tut sich: An einigen besonders kleinen Straßen und engen Sackgassen wie dem Sheeps Head Drive stehen seit vergangenem Jahr Verbotsschilder, die den Womo-Piloten von der letzten Meile zur Kapspitze abhalten sollen.
In Dublin jedenfalls lachen sich die verantwortlichen Tourismus-Promoter ins Fäustchen, ist ihnen doch eine typisch irische Erfolgs-Story gelungen. Sie haben mit wenig Einsatz ganz schön viel erreicht. Sie haben sich dessen bedient, was bereits seit langem existiert: Küste, Landschaft, Himmel, Wolken, Meer, Dörfchen, Klippen, Strände, Straßen und Sträßchen. Sie haben ein paar tausend neue Schilder aufgestellt und ein aufmerksamkeitsstarkes Etikett drauf geklebt: „Wild Atlantic Way“. The Irish Way eben.
Wir browsen durch die Landschaft, als sei sie Google Maps
Der Wild Atlantic Way verändert das Reisen in Irland radikal, und trägt dem durch Internet und Smartphone veränderten Reisen konsequent Rechnung. Das Land wird nun völlig anders bereist als noch vor einem Jahrzehnt. Im Normalfall mieten sich Irlandgäste heute einen Mietwagen oder poltern eben mit einem Wohnmobil über die mäßig gepflegten Asphaltpisten (manche auch mit dem Motorrad). Sie wollen möglichst viele der 189 „Signature Points“, der mit einem rostigen Eisengalgen kenntlich gemachten, ganz besonders einzigartigen Aussichtspunkte, ansteuern. Gerne kaufen sie sich auf einem Postamt den Wild Atlantic Way Passport und sammeln entlang des Weges möglichst viele Stempel. Als beglaubigter Irland-Reisender hat man auf Facebook und Instagram immer etwas vorzuzeigen.
Ein Bekannter stoppte kürzlich am Aussichts-Galgen von Dooneen an der Spitze der Beara Halbinsel die Verweilzeit der Urlauber am Aussichtspunkt. Fürs Aussteigen, Foto knipsen, eventuell ein Selfie, Beine vertreten, eine Pinkelpause und Einsteigen benötigten die Gäste an jenem Tag zwei bis maximal vier Minuten. Dann ging die Jagd weiter. Zum nächsten Rost-Galgen. Zum nächsten Foto. Zum nächsten Stempel.
Waterville liegt als einzige Gemeinde des berühmten Ring of Kerry direkt am Atlantik. Das Städtchen ist bekannt für seine Strandpromenade und für seinen prominentesten Fan, Charlie Chaplin. Im Herbst traf ich dort Marnie. Sie betreibt ein bekanntes B&B in Waterville. Marnie sieht skeptisch in die touristische Zukunft. Sie sorgt sich wegen der Pläne, direkt auf der Promenade ein großes Tourismus-Zentrum zu bauen und den geräumigen Parkplatz massiv zu vergrößern.
Schon heute, sagt sie, kann man im Sommer in der Lunch-Zeit zwischen 12 und 15 Uhr wegen der parkenden Wohnmobile und Busse in Waterville das Meer nicht mehr sehen. Am Nachmittag kehrt dann Ruhe ein in der Stadt. Zu viel Ruhe. Die Restaurants und die Pubs klagen seit Jahren: Die Gäste werden weniger. Waterville ist zum Durchgangsort am Wild Atlantic Way geworden. Der Wohnmobilist isst am liebsten an Bord oder in der frischen Luft direkt neben der Bordküche. Was will er da noch in Watervilles eng gebautem Innenstädtchen?
Wir reisen wie wir leben: Urlauber begreifen die Landschaft heute gerne als eine Oberfläche, die sie wie das Internet zügig nach schnellen Eindrücken, Kicks und Highlights durchsuchen. Sie „browsen“ flüchtig durch Dörfer und Landschaften als bewegten sie sich mit dem Mauszeiger durch Google Maps. Die Wenigsten lassen sich noch auf einen Ort und seine Bewohner ein, oder bleiben zur Entschleunigung einmal eine ganze oder sogar zwei Wochen. Kontakte, gute Gespräche, gar neue Freundschaften zwischen Gastgebern und Gästen, sind eine Rarität geworden. Dies ist die Ära der Browser. Der Wild Atlantic Way, so klagt Marnie, bedient diese neue Reise-Mentalität perfekt. Und das Womo rollt weiter, dem nächsten Sonnenuntergang entgegen. Ein geschlossenes System. Sich selbst genug. Der Weg ist das Ziel.
Gestern bedeutete mir ein schlecht gelaunter Baumgartner, ich solle unbedingt schreiben, dass Irland für Wohnmobile eigentlich gar nicht geeignet sei. Das ging mir dann wirklich zu weit. Obwohl: Irland-Novizen staunen immer, wie abgeriegelt und mit zigtausenden Zäunen die vermeintlich offene Landschaft am Atlantik versperrt ist.
Wer außerhalb der Dörfer einmal versucht hat, zum Ausruhen an der Landstraße anzuhalten, wird schnell frustriert. Oft fährt man viele Kilometer am Zaun oder an den ewigen Mauern entlang, um eine einsame Einfahrt oder einen abgefahrenen Seitenstreifen zu finden. Parkplätze entlang der Landstraßen sind absolute Mangelware, und wer tatsächlich einen größeren Parkplatz findet, muss mit dem Wohnmobil meist draußen bleiben.
Im Dauerkampf mit der ungeliebten Minderheit der bis heute unterwegs lebenden Iren, die gemeinhin als „Traveller“ (Reisende) bekannt sind, verbarrikadieren die Lokalverwaltungen die meisten Parkplätze mit tief hängenden Durchfahrtschranken in zwei bis 2,20 Meter Höhe. Wo aus dem Wohnmobil ein Lebensprinzip wird, hört der Spaß auf: Die Mehrheitsgesellschaft bremst ihre fahrenden Mitbürger gnadenlos aus und zwingt sie zur Sesshaftigkeit.
Wildes Campieren und das Übernachten in der freien Landschaft sind auf der grünen Insel übrigens generell verboten – und doch machen es die Eingeweihten ohne zu zögern, da in Irlands wildem Westen das Gesetzespapier meist recht geduldig ist: Wer die abgelegenen Geheim-Tipps und die verschlungenen Wege kennt, kann sich in traumhafter Landschaft direkt am Meer, in der ersten Reihe für den Sonnenunter- und den Aufgang positionieren. Und dafür gibt es ja auch diese Insider-App . . .
„Auf keinen Fall“, meutert Baumgartner, „das verrätst Du jetzt nicht auch noch . . . “ Also gut, dann nur so viel: Irland hat etwa 85 registrierte Caravan-Parks mit 6400 Stellplätzen – und jede Menge Plätze ohne den offiziellen Stempel, und doch mit Strom und Wasser. Lasst rollen. Es lebe der Camperwahn!
„Eigentlich sind Iren meist freundliche und duldsame Menschen, die so leicht nichts aus der Ruhe bringt und die ihre sozialen Kontakte gerne nach dem Motto „Leben und Leben lassen“ pflegen. Eigentlich. Was hat dem Mann dort vorne im Bauern-Toyota die Laune so gründlich verdorben, dass er wild schimpfend hinter der Windschutzscheibe herum fuchtelt? Es sind zwei fette Wohnmobile deutscher Herkunft, die sich durch das enge Sträßchen auf der Kilcatherine Halbinsel im County Cork schieben und jeden entgegenkommenden Autofahrer zu einem minutenlangen Ausweichmanöver zwingen.“
Und wenn diese Dino-Urlauber wieder zu Hause sind, erzählen sie, wie schön entspannt es in Irland zugeht, weil sie garnicht merken, wie sie nerven….
Diese Mentalität wird auch von manchen Wohnmobilreiseführeren befeuert, die z.B.darauf hinweisen, daß eine Straße „eigentlich“ für Fahrzeuge ab 3,5 t gesperrt ist. Aber die freundlichen Iren setzen gerne mal für dich zurück usw…. Das ist wohl Anspruchsdenken pur.
Auf Zitate aus dem Irland-Reiseführer verzichte ich, da das gemäß Presserecht bestimmt nicht erlaubt ist.
Ich selbst habe mir vor einigen Jahren den Traum eines kleinen und alltagstauglichen Campers (alles drin was man braucht auf 5 m Länge, will keine 2 Autos) und hoffe, daß ich nach fast 40 Jahren Irland doch noch einmal bereisen kann.
Jetzt schaue ich mir nochmal eine Aufzeichnung eines Konzerts der DUBLINERS an…..
……und wünsche allen Irlandbegeisterten friedliche Weihnachten und einen guten Rutsch in´s Neue Jahr.
… ist halt zu blöd, dass Tourismus immer auch mit Menschen verbunden ist. Der Einzelne (egal ob Wanderer, Mountainbiker, Paddler, Wohnmobilist, Segler, usw.) ist nicht das Problem, es sind die Vielen — aber natürlich nur die „anderen Vielen“ …
Daher finde ich die Äußerungen des Autors ziemlich überheblich –
Rubrik: „an meinem Wesen soll die Welt genesen“ und „mein Hund kläfft nicht, der bellt nur“
Da gibt es also jemand, der es aufgrund seiner finanziellen Möglichkeiten und seines exklusiven Berufs – Journalist und Wanderer – bereits im Jahr 2000 geschafft hat, sich den Menschen in einem kleinen irischen Dorf als Mitbewohner aufzudrängen und der jetzt allen den Urlaub vermiesen will, die einmal kurz ein bisschen so sind wie er die ganze Zeit. Man muss solche Leute nicht ernst nehmen.
Teure WOMOS kaufen und fahren aber für nen Standplatz nix bezahlen wollen — ist wie Grillen mit nem teuren Grill aber billigstes Fleisch vom Discounter auflegen.
Ja die riesigen WoMos sind schon beängstigend.
Schlimmer noch:
Die riesigen Wohnsilos mit Ferien-, und Zweitwohnungen.
Platz und Strommfressenden hektargrosse Privatvillen und Golfplätze der Reichen an den schönsten Küstenstreifen bzw. Orte.
Alles zubetoniert und/ oder abgeriegelt.
Oft Inklusive nahegelegenen Flugplatz für die Privatjets (Wer hat erbarmen mit diesen Anwohnern?)
Diese Prunkstücke der Zivilisation stehen für immer da und sind die meiste Zeit unbewohnt.
Steuern zahlen die Besitzer meist auch nicht(?).
Höchstens der Poolreiniger, Hausmeister und Gärtner haben einen Dauerjob.
Was ist da wohl das größer Übel???
Danke für Deinen Artikel!
Ist hier südlich von Galway auch oft so, dass man an den Wochenenden nichts mehr vom Strand sieht.
Ich genieße den Luxus, diese Plätze dann mit freiem Blick, unter der Woche zu besuchen.
Werde bald auch mit meinem Minikastenmobil die Insel erkunden. Freue mich darauf, ein paar nette Fleckchen abseits der bekannten Pfade zu entdecken und den lokalen Geschichten zu lauschen.
Dann einfach auf einem der schönsten CP Rast machen. Egal ob mit Wohnmobil oder Zelt
Und Golfschläger nicht vergessen.
Gruß Nobthe
..da hat er aber Recht, dein Freund ! LG
Es ist schon lustig: Man will auf der Insel leben, aber sie soll sich nicht ändern.
Man will zwar die Insel bereisen, aber man möchte sie ganz für sich. Man will am Tourismus Geld verdienen, aber man will keine Touristen da haben. Ist das nicht auch etwas egoistisch?
Waterville wird von sehr vielen Reisebussen (und keinesfalls nur WoMos) angesteuert, auch weil der Ort Werbung damit macht, dass sich Charlie Chaplin gerne dort aufhielt. Es gibt sogar eine Charlie Chaplin Statue, ansonsten ist aber in dem Ort nicht viel los. Liegt denn das jetzt an den WoMo Fahrern?
Bei den Signaturpoints, bzw „Rostgalgen“, wie es im Artikel genannt wird, handelt es sich um Aussichtspunkte, an denen man stehenbleibt und den Blick genießt. Sie sind nicht dazu gedacht, dass die Leute länger bleiben, denn sonst wäre kein Platz mehr für die nächsten. Es ist doch Sache jedes einzelnen, wie lange er sich aufhält und ob er dann irgendwelche Punkte in ein Heftchen klebt. Jeder nach seiner Fasson, oder?
Übrigens, diese Gruppe von französischen WoMos habe ich gesehen, wir waren mit ihnen wahrscheinlich auf dem selben Campingplatz auf Achill Island. Ich möchte nicht unbedingt auf diese Art reisen, aber ob die jetzt alle einzeln reisen oder im Pulk ist ja dann auch schon wurscht.
Wir haben auch nur einen kleinen T5, ohne Dachzelt oder Schnickschnack, und ich würde es garnicht anders wollen. Aber man kann nicht pauschal den Campern (es sind übrigens sehr viele Iren dabei) ein schlechtes Gewissen einreden. Die allermeisten halten sich an die Regeln, campen auf den Campingplätzen, fahren rücksichtsvoll und hinterlassen keinen Müll.
Irland kann vom Tourismus profitieren, nach vorne schauen, sich mitreißen lassen, was draus machen. Das würde dem Land und der Wirtschaft und vielleicht auch den dort lebenden jungen Menschen ganz gut tun.
👍
👍
95% des gesamten WoMo-Frustes wird durch 5% aller WoMo-Besitzer erzeugt, die sich nicht benehmen können. Dadurch werden die Restriktionen in allen Ländern immer mehr und das haben wir einer kleinen Minderheit zu verdanken. Das furchtbare ist, dass das WoMo bei vielen zwischenzeitlich das Statussymbol ist und es muss natürlich mindestens 1 Meter länger sein, als das vom Nachbarn. Da fahren zwischenzeitlich so viele Teile durch die Gegend, die weit über 100.000 Euro kosten und wenn man so viel Geld ausgibt und das auch zeigt, glaubt man, sich alles erlauben zu können. Wir sind seit 50 Jahren Camper und unser Frust, wenn wir mit unserem kleinen Mobil unter 6 Meter unterwegs sind, steigt von Jahr zu Jahr. Auch wir hoffen, dass der Boom irgendwann wieder abebbt.
Sehr interessiert habe ich hier deinen Bericht gelesen. Ich selbst fliege seit 1996 auf meine Lieblingsinsel Irland und seit 2011 war ich dann auch mit einem Wohnmobil hier unterwegs. Ich habe inzwischen die Insel mehrfach mit dem Womo umrundet und auch immer versucht mich angepasst zu verhalten, habe in Irland eingekauft und auch sonst immer Kontakte geknüpft. 2019 war mein letzter Aufenthalt auf der grünen Insel – wegen der „Pandemie“ war es dann ja erstmal nicht möglich und ich habe dann auch mein Womo verkauft und mir einen VW T5 Camper zugelegt. Mit dem war ich dann in diesem Jahr auch wieder zum erstenmal seit 2019 in Irland. Auf der Fährfahrt nach Cork habe ich auf dem Stellplatz in Cobh – auf dem ich auch schon mehrfach gestanden habe, eine Unmenge von Womos gesehen und ich war ehrlich erschrocken darüber! So gesehen bin ich jetzt dann doch froh, jetzt mit meinem VW-Bus unterwegs zu sein. Ich denke wenn man sich in diesem schönen Land rücksichtsvoll verhält, kommt man auch entspannt durch die schöne Zeit hier auf der grünen Insel! Ich komme wieder!
Diese bequeme Wohlstands- und Spaßgesellschaft ertrage ich von Tag zu Tag immer weniger. Mir fällt zu dem von Dir, Markus, beschriebenen Geschehen spontan der Satz ein „vornehm geht die Welt zugrunde“. Wenn die Leute stattdessen mal mit soooo viel Eifer bei den anstehenden, wirklich wichtigen und zukunftsrelevanten Themen dabei wären, wäre viel gewonnen.
Der WOMO-Trend hält nicht nur in Irland Einzug, auch hier in Deutschland findet man vor allem in Touristengebieten Massen an WOMOS, darunter gerne welche, die ab 150.000 € aufwärts kosten, richtige Prozis. An den Wochenenden kommen damit auch Städter gerne auf’s Land, selbst in meinem Wohnort wird der kleine Badeweiher mit entsprechenden Karossen durchgehend belagert. Manchmal fühlt man sich wie Fremder in der Heimat, wenn ein Schwarm Wochenendausflügler oder Touristen den Ort stürmen. Doch in Deutschland gibt es wenigstens breitere Straßen, so daß es hier weniger zu Staus kommt.
Bei meinen Irlandaufenthalten habe ich mich immer schon über jene gewundert, die sich eine große Karre gemietet haben, um über die grüne Insel zu fahren. Mit kleinen Autos kommt man in Irland meiner Erfahrung nach viel besser klar. Alleine oder zu zweit reicht ein kleines Fahrzeug locker, als Gepäck hatte ich immer nur das Allernötigste dabei.
Ich mag dieses typische Touristentum grundsätzlich nicht und verreise deshalb auch entsprechend bescheiden, um möglichst nicht als Tourist erkannt zu werden. So erlebt man eher das Landestypische und kriegt zu Einheimischen besseren Kontakt.
Als Tourist hat man m. E. grundsätzlich die Verantwortung, sich wertschätzend und mit Respekt im Lande zu bewegen und nicht wie ein Heuschreckenschwarm alles zu belagern und kahlzufressen.
Wenn man in Irland weiter das große Geld durch Tourismus wittert, kann es gut möglich sein, daß irgendwann die Straßen verbreitert werden, damit die Touris mit ihren WOMOS überall hinfahren können.
Dem Geld wegen wird alles pervertiert / ausverkauft. Dabei geht so viel Heimat, Tradition und Landestypisches unwiederbringlich verloren, bis es überall gleich aussieht … aber Hauptsache der Rubel rollt.
Wir sind seit ein paar Tagen wieder auf dem Festland und seit gestern daheim. Recht froh waren wir mit unserem kompakten Reisemobil, nur 5.90×2.02 m.
Es ist halt so, die Werbung für den waw ist auch bei den Campern angekommen und die Geister, die man rief, wurden viele…
Auch wir sind inzwischen WoMo Besitzer allerdings ein Kastenwagen 6m.
Wir fahren schon seit fast 30 Jahren fast jährlich nach Irland. Ich kenne die Straßen im Norden und vor Allem im Süden und Westen gut. Und ich weiß um die Mauern und Zäune. Wer hier mit einem „Wohnbus“ herumfährt ist selbst schuld und wird fluchen auf die Werbung hereingefallen zu sein. Im übrigen; es muss nicht immer er Atlantic Way sein. Irland hat auch seine Reitze Inneren.
wow.. es macht mich unglaublich traurig all das zu lesen. Wir sind bereits das fünfte Mal in Irland und sind momentan mit unserem VW T5 (als Camper ausgebaut 😜) im Norden unterwegs. Nach dem ich das gelesen habe und die Fotos gesehen habe, will ich nicht mehr in den geliebten Süden fahren. Hier im Norden/Nordwesten haben wir, seit 5 Tagen, noch kein einziges WoMo gesehen. Schade wie sich alles entwickelt..