Das Spannende am Internet, an Google, am Bloggen und an Facebook ist: Die neue Online-Welt ignoriert und schleift traditionelle Grenzen. Sie hebt nicht nur die geographischen Begrenzungen auf, sondern im Kleinen auch die biographischen und die zeitlichen. 20 Jahre vergehen in einer Sekunde, wenn er oder sie sich plötzlich mit dem Urlaubsflirt aus dem Jahr 1990 im Chat auf Facebook wiederfindet; und diese neue Netzwerkwelt unterspült die politischen, kulturellen und sozialen Grenzziehungen.
Was im wirklichen Leben nie geschehen würde, ereignet sich online: Da tummeln sich Hinz, Kunz, Krupp und Hunold tatsächlich auf denselben Plattformen – und wundern sich bisweilen, dass sie nicht miteinander zurecht zu kommen. Bussi-Bernd würde in der Käfer-Schänke auf Münchens Prinzregentenstraße niemals mit dem Harry vom Hasenbergl (“I spuil Rugby …”) einen Tisch teilen – könnte aber sein, dass sich die beiden online in irgendeinem Diskussions-Forum, beim Spielen oder beim öffentlichen Meinen begegnen – und dass sich zumindest ihre Avatare prompt verstehen. Die soziale und kulturelle Schichtung, die Segregation der physischen Welt hat sich im Internet bislang nur ansatzweise abgebildet .
Auch die alten Grenzen zwischen Amateuren und Profis haben längst keine Bedeutung mehr: Heute ist Jedermann dank digitaler Technik ein toller Fotograf, ein Klasse-Designer von Briefpapier, Webseiten, Visitenkarten; heute kann Jederfrau als Buch- oder Restaurantkritikerin antreten, jeder Jugendliche darf sich Musiker nennen, weil er mit “Garage Band” Tonsequenzen erzeugen kann; und jeder Blogschreiber ist ein potentieller Journalist oder gar ein Schriftsteller auf dem Weg zum Ruhm. Das Schleifen der traditionellen Grenzen, die “Demokratisierung” der Ansprüche kreierte eine so inspirierende wie unübersichtliche Meinungsvielfalt. (Und am lautesten tönt heute oft nicht mehr, wer die Massenmedien oder die höchste Themenkompetenz besitzt, sondern wer das technische Geschäft der Suchmaschinen-Optimierung am besten versteht).
“Wer kann, der darf”, war die Parole der analogen Zeit. “Wer nicht kann, auch”, ist die der Facebook-Blogger-Twitter-Epoche. So muss sich Jeder, der Informationen sucht – also Jeder – neue Techniken aneignen, um sein Ziel (“Ich weiß bescheid”) zu erreichen und dabei mit sowenig Zeit wie möglich zu bezahlen. Frau ist mal die Sucherin der Stecknadel im virtuellen Heuhaufen, mal die Finderin des vertrauenswürdigen Themen-Leuchtturms; Mann auf Informationssuche findet sich schnell in lästiger Mülltrennungsarbeit wieder – und landet leicht in Sackgassen und Verbal-Gossen, bevor er die Beute seiner Onlinejagd sichten kann. Das Informationsangebot ist ins Unermessliche gewachsen – doch gut informiert zu sein, fällt schwerer denn je. Was ist denn überhaupt noch wichtig, was richtig und was wissens-wert?
Und was hat das mit Irland zu tun? Na, jede Menge. Wo informieren Sie sich über Irland, woher beziehen Sie die relevanten Informationen über das nächste Urlaubsziel, das Ziel Ihrer Auswanderungspläne, Ihrer anstehenden Geschäftsreise? Diese Frage interessiert den Wanderer, weil er in den kommenden Monaten einmal versuchen will, zum Thema “Irland” die Spreu vom Informations-Weizen zu trennen. Anregungen sind willkommen. Gerne auch per E-Mail: info@wanderlust.ie         
*** Das Photo “Nebel über dem Glen” stammt von Peter Zoeller, der auf seiner neuen Website zahlreiche sehenswerte Profi-Fotos aus Irland zeigt: www.peterzoeller-photo.com