Tiger auf Fota Island, County Cork. Kein Artgenosse des Celtic Tiger.

Was ist wichtig? Wer in Bayern regieren wird? Wie lange Angela Merkel noch Kanzlerin sein wird? Ob die AfD rechts oder rechtsextrem ist? Ob es in Irland bald Neuwahlen geben wird? Oder ob Trump im Winter scheitern oder die Welt durch eine zweite Amtszeit quälen wird? All dies sind wichtige und doch völlig irrelevante Fragen gemessen an diesen: Werden wir Menschen die Zerstörung des Planeten noch stoppen können? Reißen wir mit unserer Rücksichtslosigkeit, unserer Gier und unserer mangelnden Lernfähigkeit die Tier- und die Pflanzenwelt, und mit ihnen uns selbst in den Abgrund?

Die Wissenschaft ist sicher: Wir fällen gerade den Baum des Lebens – und mit ihm den Ast, auf dem wir sitzen. Menschliches Handeln hat einer neuen Studie der Aarhus University in Dänemark zufolge bereits 300 Säugetier-Arten ausgerottet. Damit wurden den Forschern zufolge 2,5 Milliarden Jahre Evolutionsgeschichte ausgelöscht. Selbst wenn wir innerhalb der kommenden 50 Jahre das Zerstören, das Plündern, das Wildern und das Verseuchen der Wildnis einstellen würde, bräuchte die Erde fünf bis sieben Millionen Jahre, um sich von unserem Wüten zu erholen.

Das Ende vieler Arten. Das sechste große Massenaussterben ist voll im Gange. 83 Prozent der wild lebenden Säugetiere sind bereits von der Erde verschwunden. Und ein Ende der Zerstörung, vor allem durch die Fleisch und Milch erzeugende Landwirtschaft, ist nicht in Sicht. Die 7,6 Milliarden Menschen machen nur 0,01 Prozent allen Lebens auf der Erde aus, und doch hat die Menschheit es geschafft, über vier Fünftel aller wilden Säugetiere und die Hälfte aller Pflanzen auszurotten.

Wenn das anhaltende große Artensterben die letzten großen Säugetiere vernichtet, wenn wir die Elefanten auslöschen, die Tiger ausradieren, die Giraffen verschwinden lassen, dann schneiden wir jeweils große dicke Äste vom Baum des Lebens ab – und beschleunigen den Kollaps des Ökosystems Erde.

Was ist wirklich wichtig? Dass Bayern (und der Rest der Welt) nicht weiter zu asphaltiert, zugebaut und zugepflügt wird. Egal, wer regiert. Dass der expansiven Landwirtschaft, dem Bauwahn und dem zerstörerischen Individualverkehr endlich Einhalt geboten wird.

Wie soll das gehen? Nicht mit penibler Müll-Trennung, klar. Aber durch Verzicht. Durch Reduktion. Durch weniger Konsum von Fleisch- und Milchprodukten. Durch weniger Konsum generell. Weniger Reisen. Mehr Rücksicht. Mehr Zurückhaltung. Und was passiert dann mit den Arbeitsplätzen, wird es heißen? Gegenfrage: Werden unsere Enkel noch Arbeitsplätze brauchen, wenn wir so weiter machen? Es kommt auf jeden von uns an. Tun wir, was wir tun können.

Und was hat das mal wieder mit Irland zu tun? Das könnt Ihr im neuen Buch von Pádraig Fogarty nachlesen. Der Ökologe vom Irish Wildlife Trust hat in Whittled Away das schnelle Verschwinden von Irlands Natur auf drastische Weise beschrieben. Deprimierend und doch lesenswert. Whittled away – Beschnitten und gestutzt. Das Buch kann hier beim sozialen Online-Händler Buch 7 oder beim örtlichen Buchhandel bestellt werden.

Die Fotos von Tiger und Giraffen habe ich kürzlich im Tierpark auf Fota Island an Irlands Südküste bei Cork gemacht. Die Tiere leben gefangen in großen Gehegen, sind Teil von Überlebens-Projekten. Sie sind zwar eingesperrt, aber sicher wesentlich besser geschützt als Irlands heimische Wildtiere.

Giraffen auf Fota Island, Co. Cork. Fotos: Markus Baeuchle

 

Quellen:

Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America:

Mammal diversity will take millions of years to recover from the current biodiversity crisis

The biomass distribution on Earth