Techniker auf Fehler-Suche

“Die neue Seilbahn auf Dursey Island bewahrt den Charakter und das Aussehen des Originals und gewährleistet gleichzeitig einen stabilen und sicheren Zugang zur Insel für die kommenden Jahre. Diese Errungenschaft ist ein wichtiger Meilenstein für die Erhaltung unseres kulturellen Erbes und für die Verbesserung unseres Tourismusangebots.“ (Tim Lucey, Chief Executive des Cork County Council, in einem Bericht der Irish Times vom 9. Juni 2023).

Dursey Island Pannen-Car. Irlands einzige Seilbahn, die Touristen-Attraktion am Dursey Sound an der Spitze der Beara Peninsula, kommt nach der 1,6 Millionen Euro teuren Restaurierung im vergangenen Jahr nicht mehr richtig in die Gänge. Seit der Wiederinbetriebnahme nach einer 14-monatigen Pause im Juni fällt das Dursey Cable Car regelmäßig aus – und lässt gestrandete Besucher auf der Insel zurück. Das einzig Zuverlässige an der Seilbahn ist mittlerweile ihre Unzuverlässigkeit – ihr Ruf ist ramponiert, und der des Bahn-Betreibers Cork County Council dazu.

Nach der kostenintensiven Maßnahme wird nun eine unabhängige Untersuchung durchgeführt, um die Ursachen für die Schließungen zu ermitteln. Seit der Wiedereröffnung im Juni dieses Jahres wurde der Betrieb mehrmals wegen “technischer” und “betrieblicher” Probleme unterbrochen, heisst es in einem Bericht der Southern Star vom 23. September 2023.

Die Regionalzeitung berichtet über eine Ausschusssitzung des Cork County Council in der vergangenen Woche, in welcher der County-Abgeordnete Danny Collins von der Verwaltung Antworten forderte: “Die Leute fahren dorthin und stellen fest, dass die Bahn nicht mehr in Betrieb ist”, sagte er. “Wir brauchen eine Erklärung dafür, was passiert ist.” Er verwies auf ein Ehepaar aus Kilcrohane, von der Sheep’s Head Peninsula, das am Samstag mit dem Bus nach Allihies fuhr, um Dursey Island zu besuchen. Als sie dort ankamen, mussten sie feststellen, dass die Seilbahn schon wieder geschlossen war.

Irlandnews-Autorin Sandra Böttcher gehörte an einem sonnigen Spätsommer-Wochenende im September zu den Gestrandeten auf Dursey Island. Sie hatte unwissentlich ein One-Way-Ticket gebucht. Hier ihr Bericht von einem abwechslungsreichen Tag, den sie trotz technischer Pannen genossen hat:

“Ein Bilderbuch-Samstag. Ich schaffte es mit einigen anderen Besuchern, Dursey Island mit der Bahn am Morgen zu erreichen. Dann fiel sie wieder aus und zahlreiche Gäste warteten an diesem Tag auf eine zeitnahe Reparatur, hofften auf ein Übersetzen und harrten mehrere Stunden am Dursey Point aus. Am Ende mussten viele weit Angereiste, enttäuschte Wander-Gruppen und Familien, nach Hause fahren, ohne auf Dursey Island gewesen zu sein.

Die „neue“ Seilbahn-Kabine unterscheidet sich kaum von der in die Jahre gekommenen alten Holzkiste, sie wurde fast originalgetreu nachgebaut. Das Cable Car hängt an einem rechteckigen Metallrahmen, an dessen Ecken vier Rollen befestigt sind. Auf zwei Tragseilen fährt die Kabine, das umlaufende Zug-Transportseil erzeugt die Bewegung und ermöglicht Hin- und Rückfahrt.

 

Fahrt über den Dursey Sound

 

Rund siebeneinhalb Minuten dauert die Überfahrt für die 374 Meter lange Strecke über den Sund. Auf der Wanderung treffe ich immer mal wieder auf drei Wanderer aus Süd-West Kerry. Gegen Mittag macht die Nachricht die Runde, dass es technische Probleme gibt, die Fahrten mit dem Cable Car zunächst eingestellt werden. Man prüfe, dies würde rund zwei Stunden dauern. Die Informationen werden telefonisch von der Kerry-Wandergruppe am Dursey Point an die Insel-Wanderer durchgegeben. Danach ist die Verbindung abgebrochen, kein Netzempfang. Großes Glück für uns „Gestrandete“, unsere Wanderfreude wird nicht getrübt. Heute haben wir die Insel für uns.

Das Zwischenziel ist die Inselspitze, Dursey Head, mit Blick auf Bull, Cow und Calf Rock. Es geht zurück über ein schmales Sträßchen, das durch die drei alten Dörfer Tilickafinna, Kilmichael und Ballynacallagh führt. Am Nachmittag, kurz vor Erreichen der Bahn-Station, erhalten wir die Mitteilung, dass der Rücktransport vom Hafen-Anleger auf Dursey in einem kleinen Boot in Dreier-Grüppchen erfolgen würde: Die Techniker können das Problem an diesem Tag nicht mehr lösen. Es gibt also keine Rückfahrt im Cable Car hoch oben über den Sund. Dafür werden alle “Gestrandeten” mit einem von der Nachbarinsel Bere Island herbeigerufenen Schnellboot sicher auf das Festland zurückgebracht.” Soweit Sandras Bericht.

Auf der Suche nach Gründen: Das Cork County Council hatte bei den zahlreichen Stilllegungen der letzten drei Monate eine Vielzahl vager Gründe angegeben, darunter “technische Probleme”, “betriebliche Gründe”, “Reparaturen” und “unvorhergesehene Umstände”. Grafschaftsräte fordern nun Klartext und Transparenz ein. West Cork Divisional Manager Clodagh Henehan sagte: “Wir arbeiten hart daran, das Problem zu finden. Wir können die Seilbahn nur in Betrieb nehmen, wenn sie sicher ist, und sie fährt auf keinen Fall, wenn es Sicherheitsbedenken gibt.” Die Öffentlichkeit werde über die Betriebszeiten der Bahn informiert – zum Beispiel auf der unübersichtlichen und oft inaktuellen Website des Cork County Council (Klick).

Irlandnews schrieb am 18. August über mögliche Gründe für die vielen Pannen:

Eigentlich wollte das Cork County Council als Betreiber zusammen mit Partnern den Bau einer zehn Millionen Euro schweren Mega-Seilbahn mit großem Tourismuszentrum am Dursey-Sound durchsetzen, scheiterte aber mit den überdimensionierten Plänen. Jetzt reichten die bescheidenen Mittel offensichtlich noch nicht einmal, um die gebrauchten Kugellager und die völlig überalterte Strominstallation zu erneuern. Da nützen neue Masten und eine neue Kabine wenig: Die Seilbahn wird mit dieser Ausstattung nach Einschätzung von Eingeweihten unzuverlässig bleiben und erneut ausfallen – zum Leidwesen der frustrierten Dursianer und der vielen Touristen, die nun nicht mehr wissen, ob die Attraktion am westlichen Ende von West Cork gerade läuft oder schon wieder still steht.

Warten wir auf die Ergebnisse der unabhängigen Untersuchung – und bis dahin bietet ja auch das Festland am Dursey Sound zumindest für Wanderer attraktive Alternativen.

Die folgende Bildstrecke hat Sandra Böttcher auf ihrer September-Wanderung auf Dursey Island fotografiert:

Blick auf die Dursey Cable Car Station, Dursey Point

 

Auf dem Wander-Loop, der Dursey Signal Tower in der Ferne

 

Wandern durch Ballynacallagh, Blick auf Crow Head

 

Am Dursey Head, Blick auf Bull und Cow Rock (rechts), Calf Rock (links)

 

Rechts die Felseninsel Bull Rock mit Leuchtturm, davor die Cow

 

Sträßchen durch das alte Dorf Tilickafinna

 

Wandern oberhalb von Ballynacallagh

 

Blick auf den Crow Head, in der Ferne die Sheep’s Head Peninsula

 

Fotos: Sandra Böttcher