“Ich würde das Wissen, das ich habe, in Weisheit verwandeln,
so dass die Dinge, die geschehen sollen,
sich in das Beste verwandelt würden, was sein kann“
Padraic Colum

 

Colum wurde 1881 als erstes von acht Kindern in einen irischen Arbeiterhaushalt als Patrick Collumb geboren. Mit vielen Menschen des ausgehenden 19. Jahrhundert teilte er die Erfahrung: Das „arme Irland“ zwingt die Armen zu Emigration: Als sein Vater 1889 arbeitslos wurde, ging dieser in die USA, um vom Goldrausch in Colorado zu profitieren, während die restliche Familie in Irland blieb. Als Colums Vater 1892 nach Irland zurückkehrte, zog die Familie in die Nähe Dublins, wo der Vater Arbeit auf der dortigen Eisenbahnstation gefunden hatte.

1898 schloss Colum die Schule ab und erhielt eine Anstellung als Buchhalter bei der irischen Eisenbahn. Seine Leidenschaft aber gehörte der Literatur und der Politik. Er fing zu schreiben an und traf mit führenden zeitgenössischen irischen Schriftstellern zusammen, darunter W. B. Yeats.  Politisch betätigte er sich bei der Gälischen Liga und trat der IRA bei.

Colum gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Abbey Theatre in Dublin, für das er eine Reihe von Stücken schrieb. In dieser Zeit freundete er sich mit James Joyce an, eine lebenslange Beziehung, die nicht nur sein literarisches Schaffen beeinflusste.

1907 erschien mit Wild Earth sein erster Gedichtband, aus dem auch das heutige „Old woman of the road“ stammt

1912 heiratete er; bald  unternahmen er und seine Frau  Mary eine Reise in die USA, aus der ein achtjähriger Aufenthalt wurde. Schwerpunkt seiner Arbeit waren nun Kinderbücher, die erfolgreich wurden und langfristig eine finanzielle Sicherheit boten. Er gab drei Bände mit Volksmärchen aus Irland und Hawai heraus und begann Romane zu schreiben. In den Dreißigerjahren lebten die Colums in Frankreich, wo Padraic eine alte Freundschaft mit Joyce erneuerte. Für ihn transkribierte er Teile seines „Finnegans Wake“.

1957 starb Mary Colum und Colum beendete eine gemeinsame Biografie  „Unser Freund James Joyce“.
Am 11. Januar 1972 starb Colum in Conneticut/USA im Alter von 90 Jahren. Er  wurde in der Nähe von Dublin begraben.

 

Padraic Colum

8. Dezember 1881 – 11. Januar 1972

(Foto Wikipedia)

 

 

Old Woman of the Roads

Padraic Colum

O, to have a little house!
To own the hearth and stool and all!
The heaped up sods upon the fire,
The pile of turf against the wall!

To have a clock with weights and chains
And pendulum swinging up and down!
A dresser filled with shining delph,
Speckled and white and blue and brown!

I could be busy all the day
Clearing and sweeping hearth and floor,
And fixing on their shelf again
My white and blue and speckled store!

I could be quiet there at night
Beside the fire and by myself,
Sure of a bed and loth to leave
The ticking clock and the shining delph!

Och! but I’m weary of mist and dark,
And roads where there’s never a house nor bush,
And tired I am of bog and road,
And the crying wind and the lonesome hush!

And I am praying to God on high,
And I am praying Him night and day,
For a little house—a house of my own—
Out of the wind’s and the rain’s way.

 

Neben dem bekannten Gedicht/Song  „She moved throug the fair“, kennt jeder in Irland das Gedicht „Old woman of the road“.
Das Poem ist eine Art Gebet einer obdachlosen Frau, die sich nach einem kleinen Haus sehnt, das sie ihr eigen nennen könnte. Sie, eine alte „Fahrenden Frau“ um die Jahrhundertwende in Irland – wo nur sehr wenige Menschen ein eigenes Haus besaßen – beschwört eindrucksvoll:
„Ach, könnte auch ich doch eines Tage ein kleines Haus haben… „

Wer den Autor Padraic Colum sprechen hören möchte. Hier trägt er sein berühmtes Gedicht vor.

 

Foto: Altes Haus in Donegal (2007)
Dank an Karin Mangold-Schneider für die Unterstützung bei der Übertragung des Gedichts.

Padraic Colum’s poem is quoted and translated with the kindly permission of the “Estate of Padraic Colum”.
Padraic Colums’ Gedicht wurde zitiert und übersetzt mit freundlicher Genehmigung des “Estate of Padraic Colum”

Weitere Teile in der Serie “Lyrik am Sonntag”:

William Butler Yeats – Himmelsgewänder

Patrick Kavanagh – In Gedenken an meine Mutter

Padraic Pearse – Der Wanderer

Thomas Moore – Oftmals, in der stillen Nacht

Patrick Kavanagh – Gedenken an meinen Vater

Samuel Lover – Sehnsucht

 Samuel Lover – Das Flüstern der Engel