Esche in Newgrange, County Meath

Die Jahreszeit zwischen dem 18. Februar und dem 18. März gehört im Keltischen Baumkreis der Traueresche / Weeping Ash (Fraxinus Excelsior Pendula).  Landläufig ist uns eher die Gemeine Esche (Fraxinus Excelsior) vertraut, wir kennen sie als ausdrucksstarken Einzelbaum. Die Esche gibt im Ogam-Alphabet dem Buchstaben Nion seinen Namen. Nion symbolisiert durch die Verbindung von Sonne und Wasser die Wiedergeburt, den ewigen Kreislauf allen Lebens. In der keltischen Tradition hatte dieser Sonnenbaum Macht über das Wasser; der Eschenspeer galt als das Symbol für den Sonnenstrahl, der das Wasser der Erde befruchtet.



Die Autorin: Elisabeth Firsching. 
Elisabeth schreibt den Blog 
www.kleinefreude.blogspot.com

Die Esche ist also ein Kind des sonnendurchfluteten Wassers. Sie braucht tiefgründige, nährstoffreiche und feuchte Böden, greift mit großer Wurzelausdehnung Raum in der Erde und baut luftige, gleichmäßig geformte Kronen, wo nach Möglichkeit jeder Zweig Raum für sich hat und noch Licht zum Boden durchlässt. Junge Bäume entwickeln schnell sehr lange Triebe, gewinnen rasch an Höhe. Eschen tolerieren salzige Luft, exponierte Lagen, selbst Luftverschmutzung macht ihnen nichts aus; wenn allerdings der Grundwasserspiegel fällt, können sie rasch absterben.

Kaum ein anderer Baum war den keltischen Druiden, aber auch anderen Völkern um die Zeitenwende so heilig wie die Esche. Mit den Eigenschaften ihres Holzes diente sie der Menschheit durch Jahrtausende – und es verwundert nicht, dass sie diese herausragende Bedeutung hatte. Eschenholz ist hart, zäh, schwer, dabei aber sehr elastisch und splittert nicht. Es schwindet wenig, ist gut zu bearbeiten und es brennt auch frisch geschlägert gut. Man verwendete es für Werkzeugstiele, Kufen, Deichseln, Zäune, Ruder, Bootsrippen, Feuerquirl, Musikinstrumente und – Speere.


In der “Schlacht der Bäume” heißt es nach Robert Ranke-Graves:

Grausam der Eschenbaum
Weicht keinen Fußbreit zur Seite
Direkt aufs Herz zielt er

In der Götter- und Symbolsprache spielte der Speer aus Eschenholz europaweit eine wichtige Rolle, hier schließt der Lichtspeer des Erzengel Michael noch an die Sonnengötter alter Völker an, die stets mutig die dunklen Mächte bekämpften. In Irland diente Eschenholz den Druiden unter anderem als Mittel, um das Wetter zu beeinflussen und Ertrinkende zu retten.

Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Kartoffelfäule auf der Insel zu einer großen Hungersnot führte, machten sich Millionen Iren auf nach Amerika. Die meisten hatten auf der Überfahrt in überladenen Schiffen einen Splitter diese Holzes bei sich. Es sollte sie vor dem Ertrinken bewahren.

Es fiel mir schwer, die Botschaft der Esche anzunehmen. Ich ging tagelang herum, ohne dass die Kommunikation mit ihr klare Formen bekam. Schließlich gab ich den offensichtlichen Widerstand auf und mit schneidender Klarheit stand die bittere Erkenntnis da. Die klare Symbolik der Esche verlangt uns Entscheidungen ab, die nicht leicht fallen. Hier geht es um das Gleichgewicht zwischen oben und unten und darum, Verantwortung zu übernehmen:

Die Esche wächst bereitwillig, nicht Wachstum für sich ist das Problem unserer Kultur und unserer Zeit, sondern dass wir den Boden unter den Füßen verlieren. Selbst mächtigste Eschen sterben ab, wenn die Versorgung in der Tiefe nicht mehr klappt. Wachstum um jeden Preis, Ausbeutung der Ressourcen, gut zu leben auf dem Rücken von anderen Menschen, die Vergiftung unserer Erde, dies führt zwangsläufig zum Niedergang. Auch dann, wenn man noch so viel gehortet oder vorgesorgt haben sollte.

Seien es Menschen oder die Erde, wenn wir nicht begreifen, dass wir Menschen alle in demselben Boot sitzen und folglich das Schicksal Einiger immer mit dem aller Anderen zusammenhängt, kann keine Stabilität
und keine Prosperität auf Dauer aufrechterhalten werden. Dazu muss wohl jeder von uns ehrlich sehen, auf welchen Grundlagen unsere Lebensführung steht und er/sie muss Verantwortung dafür übernehmen. Was heute im arabischen Raum, in der Weltwirtschaft, in ökologischen Belangen geschieht, ist auch mit unserem Leben, wie wir es führen, eng verbunden. Hinschauen und bereit sein für Veränderung – so lautet der Auftrag.

Die Esche lehrt uns Fülle durch das Gleichgewicht der Kräfte. Nicht Linearität, sondern Denken in Kreisläufen ist das Gebot der Stunde. Nicht mehr und nicht weniger. Es gibt viel zu tun.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Beiträge unserer Serie “Irlands Bäume” in unserem Bäume Special.