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Connemara

John O’Donohue lebte nach dem Auszug aus dem Pfarrhaus in einem Cottage in Connemara

 

Joe arbeitete Schicht. Er kam oft erst nach Mitternacht heim. Wenn er sich vor dem Einschlafen noch einen Tee machte, dann sah er durch das Küchenfenster am Ende des Dorfes meist ein zweites Licht brennen: John würde auch noch arbeiten, dort im alten Cottage, im ehemaligen Shop der Tooles an der einstigen Straße durchs Tal in die Stadt. Joe und John mochten sich, sie diskutierten manche Nacht miteinander, um “die Probleme dieser Welt zu lösen”. Immer wenn John zuhause war an seinem Rückzugsort in Connemara, oft war er wochenlang abwesend, saßen sie wieder einmal zusammen. Üblicherweise in Johns Wohnzimmer,  “John mit einem Glas Rotwein, ich mit einer Tasse Tee”, wie sich Joe gerne an die so tiefgründigen wie gemütlichen Gespräche erinnert.

 


Teil 4 der Irlandnews Serie über John O’Donohue


 

John O'Donohue

Fr. O’Donohue: Fischer-Pullover statt Priester-Kragen

In jenem Sommer 1995 wirkte O’Donohue auf seinen Nachbarn “im Kern erschüttert”. Der Bischof James McLoughlin hatte John vor die Entscheidung gestellt: Entweder Du schreibst Bücher oder Du bist Priester. John wollte damals Pfarrer sein, aber gleichzeitig mehr Zeit mit Schreiben verbringen. Er hatte bereits eine Doktorarbeit über den Philosophen Hegel und einige Essays über die Elemente der Natur geschrieben. Im Jahr 1994 hatte der umtriebige irische Kleinverlag Salmon seinen  Gedichtband Echoes of Memory veröffentlicht. Er enthielt bereits das später berühmte Gedicht Beannacht für seine Mutter Josie. Nun wollte John sich an einem größeren Werk versuchen. Er hatte etwas zu sagen, er war voller Ideen und Erkenntnisse, voller Imagination und Inspiration. Der Bischof von Galway aber verweigerte ihm den Wunsch nach einer Halbtages-Stelle. Er stellte ihn statt dessen vor die Wahl.

O’Donohue entschied sich – wie Freunde wissen – schweren Herzens, die Stelle nicht anzutreten und sein Glück als Schriftsteller zu versuchen. Er nahm den existentiellen Konflikt an. Die folgenschwere Entscheidung bedeutete, dass er seine seelisch-geistige Heimat Kirche verlieren würde, und auch, dass er von der Kirche kein Gehalt mehr bezog. Er war auf sich gestellt.

 

 

Mitgenommen und geschockt

 

Ich besuchte das Dorf in Connemara, in dem John schon im Jahr 1990/91 ein altes Haus erworben hatte, im September des Corona-Jahres 2020. Das war fast 13 Jahre nach Johns Tod. Das Haus sah aus, als hätte er es gerade einmal kurz zum Einkaufen verlassen. Ich sprach mit den Menschen im Dorf, ich traf alte Nachbarn, die John kannten. Ich werde den Ort im Interesse von Johns Familie und dem der Dorfbewohner schützen, ich werde seinen Namen nicht nennen und den Weg dorthin nicht beschreiben. Ich bitte auch alle LeserInnen, dies zu respektieren und sich nicht auf die Suche zu machen. Der alte Rückzugsort ist wahrlich kein Museum.

“Mitgenommen und geschockt” wirkte John auf seinen Nachbarn Joe, als er in jenem Sommer 1995 vom Gespräch mit dem Bischof aus der Stadt zurück kam. Sein Schweizer Freund H.R. Hebeisen¹ sagt, John sei in jener Zeit nach eigenen Schilderungen “ziemlich neben den Schuhen gestanden”. Der Mann, der bald schon die Wellen des Erfolgs reiten sollte, war in einen existentiellen Konflikt geraten. Und er musste sehen, wie er seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Er nahm einen Lehrauftrag beim Galway Mayo Institute of Technology an, unterrichtete Geisteswissenschaften, und er lebte jetzt in seinem alten Cottage in Connemara.

 

John O'Donohue

John O’Donohue mit seinem Freund H.R. Hebeisen beim Forellenfischen in Connemara

 

 

Warum aber führte ihn sein Weg weg von der katholischen Kirche, weg vom Priesterberuf? War es nur der Konflikt mit dem Bischof?

John gehörte zu einer jungen, freier denkenden irischen Priestergeneration, die Probleme mit dem rigiden irischen Katholizismus hatte und die Autorität der autoritären katholischen Hierarchie immer wieder hinterfragte oder gar in Frage stellte. Die jungen Seelsorger entwarfen ein Gegenbild zur traditionellen priesterlichen Strenge und Starrheit. Dass man die jungen Pfarrer eher im Fischerpullover als im schwarzen Anzug mit Priesterkragen traf, war nur der äußere Ausdruck eines Generationenkonflikts, der um Lehrmeinungen, Lebensstile, Berufsverständnis und Weltanschauungen ausgetragen wurde. Viele dieser jungen jungen Priester stellten die Haltung der Kirche zu Frauen und die Körper- und Sexual-Feindlichkeit der Institution infrage, sie zweifelten am Zölibat und hatten eine andere Einstellung zur Geburtenkontrolle als die Kirchenoberen.

 

Der amerikanischen Journalistin Diane Covington antwortete O’Donohue im April 2007 in einem lesenswerten Interview für The Sun Magazine² über seinen Abschied von der Kirche:

 

“Es war eine schwierige Entscheidung, und es hat Jahre gedauert, sie zu treffen. Ich nehme an, der Sauerstoff war zu knapp geworden. Ich habe auch festgestellt, dass ich von einigen Lehren abgewichen bin. Der letzte Strohhalm war, einen neuen Bischof zu bekommen, der eine starke chemische Abneigung gegen meine theologische Sichtweise zeigte und ausübte.”

 

Diane Covington hakte nach und wollte wissen, warum John der Katholischen Kirche “eine pathologische Angst vor dem Weiblichen” attestierte. Er antwortete:

 

“Ich traue der katholischen Kirche den Eros nicht zu. Das habe ich nie getan, selbst als ich Priester war. Die Kirche hat eine pathologische Angst vor dem Weiblichen. Sie würde eher Priestern erlauben, zu heiraten, als Frauen zu erlauben, Priester zu werden. Dieses schreckliche Misstrauen gegenüber dem Weiblichen geht bis zur Genesis zurück, wo Eva dafür verantwortlich gemacht wird, dass sie Adam den Apfel angeboten hat. Und die Doktrin, dass eine Frau, nachdem sie ein Kind geboren hat – das Schönste, was ein Mensch tun kann – zur Kirche gehen muss, um gereinigt zu werden: Das ist eine Dämonisierung der Frau, die ich nicht verstehen kann.

Alle Extreme schaffen einen Spiegel ihrer selbst. Wenn man also die Dämonisierung des Weiblichen hat, hat man auch die Erschaffung des idealen weiblichen Typs: Maria als die perfekte Frau, auf die kein Fleck der Sterblichkeit – oder der Komplexität – fallen durfte. Keine der unbeholfenen, subtilen, andersartigen oder dunklen Seiten des Weiblichen wurde in die Nähe ihres Bildes gelassen. Ich denke, das ist eine Schande, und das hat Konsequenzen. Ich denke, die Kirche ist in Gefahr, die Frauen zu verlieren. Wie ich in den letzten zwanzig Jahren gesagt habe: Wenn morgen alle Frauen in der katholischen Kirche beschließen würden, zu gehen, würde die Kirche keine drei Monate überleben.”

 

Johns Studienfreund, der Priester und Kolumnist Kevin Hegarty⁴ schrieb zur Jahreswende 2007/08 in den Mayo News:

“Nach der Ordination schärfte John seinen Intellekt in der strengen Atmosphäre einer deutschen Universität. Nach seiner Rückkehr nach Irland kombinierte er seine Lehrtätigkeit mit etwas Gemeindearbeit. Für Menschen, die von der Fadheit des konventionellen irischen Katholizismus abgestumpft waren, eröffnete er neue Wege der Erforschung und Erfahrung. Seine kirchlichen Vorgesetzten wurden misstrauisch angesichts seines wachsenden Rufs. Sie versuchten, ihm die Flügel zu stutzen, indem sie ihn in eine vielbeschäftigte Pfarrstelle einsperrten . . .

John traf die mutige Entscheidung, den komfortablen klerikalen Bereich zu verlassen und seine eigenen Wege zu gehen. Aus dieser Entscheidung ist eine Karriere mit glänzenden Vorträgen und zum Nachdenken anregenden Büchern entstanden. Er hat ein Publikum, das eine riesige Bandbreite menschlicher Erfahrungen umspannt, von alternden Nonnen bis zu überschwänglichen Öko-Kriegern.”

 

Der Priesterkollege Liamy Mac Nally schrieb über John, ebenfalls in den Mayo News:

“Er dachte und lehrte über den Tellerrand hinaus, und doch brachte er die Menschen zurück zu ihren Wurzeln, immer radikal. Wenn ein so hochbegabter Geist der Kirche geschenkt wird, braucht es für ihn nur Zeit und Raum. Als Pfarrer war er mehr ein Christus-Treuer als priesterlich.”

 

 

Der anglikanische Pfarrer und Journalist Martin Wroe (im Foto rechts mit John und Pip Wilson beim Greenbelt Festival 2007; Foto: Pip Wilson) schrieb nach Johns Tod im Frühjahr 2008 im Guardian:

“Er kehrte [aus Deutschland] zurück, um die Vorlesungen in Philosophie mit dem Gemeindeleben zu vermischen. Seine kirchlichen Vorgesetzten waren ebenso misstrauisch gegenüber seinem persönlichen Charisma als auch seiner umfassenden Theologie. Im Gegenzug war er skeptisch gegenüber religiösen Führern, die die wesentliche mystische Flamme des Glaubens zugunsten dessen ignorierten, was er “hergestellte Kohärenz” nannte. Rückblickend ist es erstaunlich, dass er so lange in der Kirche blieb. Aber diejenigen, die ihn trafen, bezeugten, dass er zu einer Art spirituellem Barden heranwuchs, einem priesterlichen Troubadour, der an einem Tag in einem Oxford-College und am nächsten auf einem Rockfestival sprach.”

 

 


 

John O’Donohue im Jahr 1999. Foto: dtv; privat

Die aktuelle Serie

John O’Donohue (1956 – 2008), wuchs auf einer Farm in einem Kalksteintal im Burren, County Clare, auf. Als ältester von vier Geschwistern wurde er Priester, später Schriftsteller, Philosoph und Dichter, Umweltaktivist, Lebenslehrer, Redner, Mystiker und Humanist. Mit Anam Cara, Die vier Elemente (erschienen und erhältlich in deutscher Sprache bei dtv), Eternal Echoes und Divine Beauty schrieb er Welt-Bestseller. Er  liebte die menschliche Existenz in all ihren Facetten. Sein großes Thema war, das Leben in ganzer Fülle ohne Angst zu leben. Als maximale Verfehlung des Menschseins galt ihm das ungelebte Leben. In Büchern und Vorträgen ermutigte John dazu, mutig das Leben zu leben, das man sich wünscht und das man lieben würde. Es sei wichtig, seine Träume nicht nur zu träumen sondern auch zu verwirklichen und so seine Bestimmung zu finden – frei von Angst und aus vollem Herzen.

O’Donohue war ein freier Geist, der keltische und christliche Spiritualität, die Mystik Eckharts und die Philosophie Hegels zusammen dachte. Er sah uns Lebende an der Küste des großen Meeres des Unsichtbaren wandeln, die Vorstellungskraft schuf ihm die Brücken aus der sichtbaren in die unsichtbare Welt. Er verstand das tiefe Verlangen der Menschen nach Zugehörigkeit in einer zunehmend sinnentleerten materiellen Welt und war überzeugt, dass der Mensch die Angst vor dem Tod überwinden kann – weil er ein Fortschritt sei, und nicht ein Ende. Auf seinem Grabstein steht: „Their lives have change not ended.“

Ich denke oft an diesen Menschen, der mich viel gelehrt hat über das Leben, die Seele, die keltische Spiritualität, die Natur. Ich habe ihn nie kennen gelernt, ich las seine Bücher. Wie oft hörte ich seine Worte über die beseelte Landschaft, wenn ich durch das Moor ging, fühlte seine Weisheit, wenn ich durch die Berge zog, verstand seine tiefe Einheit mit der Natur, wenn ich am Meer stand und nach Westen schaute. Am 1. Januar 2021 wäre John O’Donohue 65 Jahre alt geworden. Wäre er nicht vor 13 Jahren völlig überraschend gestorben. Ich hätte ihn gerne gekannt. Im November 2018 habe ich mich auf Spurensuche begeben. Sie begann durch einen Zufall am Grab von John O’Donohue in Fanore im County Clare. Ich werde in den kommenden Monaten hier auf Irlandnews über Ergebnisse dieser Spurensuche berichten.

 


 

 

Er ging, ohne eine Laisierung zu beantragen

Es war ein schwerer Abschied: John O’Donohue wies selber darauf hin, was seinen Abschied von der Kirche für ihn so schwer machte. Vieles an der katholischen Kirche liebte er. Im Gespräch mit Diane Covington² erklärte John: “Ich denke, die sieben Sakramente sind die schönsten liturgischen Rituale. Die christliche mystische Tradition ist bevölkert von solchen Giganten wie Meister Eckhart, Johannes vom Kreuz, Hildegard von Bingen und Julian von Norwich. Die Dogmen der katholischen Kirche sind ausgefeilte, poetische, spekulative Lehren; sie laden zur Phantasie ein, nicht zum Dogmatismus. Ich liebe die Lehre der Kirche über die Gemeinschaft der Heiligen. Ich liebe die Theologie der Dreifaltigkeit, die nicht oft gepredigt wird, weil sie so komplex ist, und doch bleibt sie eine der aufregendsten Entdeckungen über die Natur des Göttlichen.”

Interessant bleibt die Frage, wann O’Donohue das Priesteramt wirklich verlassen hat. Er selbst gab dem BBC-Rundfunkmann Michael Ford³ später die Auskunft, er habe die endgültige Entscheidung an Silvester 1999 alleine auf einem Berg getroffen und im November 2000 umgesetzt. Seit seinem Ausscheiden aus dem Pfarrdienst im Sommer 1995 hatte O’Donohue immer wieder einmal Gottesdienste, Familienfeiern oder Beerdigungen abgehalten. Auch das stellte er dann nach im Jahr 2000 ein und trat nicht mehr öffentlich als Priester in Erscheinung.

Er ging seinen Weg in der Kirche, solange es ihm möglich war. Er protestierte nie laut gegen Misstände in der Kirche. Er machte vielmehr, neudeutsch gesagt, “sein eigenes Ding”, bis der Druck aus der Kirchenleitung zu groß für ihn wurde. Dass er seinen Abschied eher still und leise vollzog, hat er später einmal damit erklärt, dass er seinen Priester-Freunden und -Kollegen das Leben mit einem krawalligen oder aufmerksamkeitsstarken Abschied nicht unnötig schwer machen wollte. Wohl auch deshalb blieb seine Stimme gegen sexuellen Missbrauch und pädophile Priester leise. Er wusste, dass diese Verbrechen von Amts-Kollegen das Vertrauen der Menschen in den Zufluchtsort Kirche zerstören würde und dass sie auch die vielen untadeligen, guten und freundlichen Priester mit an den Abgrund ziehen würden. Erst in den späten Jahren würde sich O’Donohue lauter und betont kirchenkritisch äußern.

John O’Donohue verließ sein Sanktuarium Kirche, er trat über die Schwelle hinaus in die Wildnis des zivilen Lebens, ohne sich von der Kirche abzumelden und ohne eine Rückführung in den Laienstand zu beantragen. Für den Bischof in Galway, seinen alten Arbeitgeber war deshalb das Kirchenrecht eindeutig: John war im Juli 1995 vom aktiven Dienst als Priester zurück getreten, ging damit nach 14 Jahren Dienst in den Ruhestand. Priester aber ist er nach dem kanonischen Recht der Kirche immer geblieben. John war Priester bis zu seinem Tod im Jahr 2008 – und damit aus Sicht der Kirche auch dem Zölibat verpflichtet. Martin Whelan, der Sekretär des Bischofs von Galway schickte mir dazu folgende Stellungnahme:

“Ich kann Ihnen sagen, dass John O’Donohue nie einen Antrag auf Laisierung gestellt hat. Daher war John O’Donohue aus kanonischer Sicht ein Priester, auch wenn er nicht im aktiven Dienst stand. Dies hätte John O’Donohue daran gehindert, innerhalb der katholischen Kirche zu heiraten, und jede Ehe, die er möglicherweise eingegangen wäre, sei es zivil oder religiös, wäre von der Kirche nicht anerkannt worden.”

Einmal Priester, immer Priester: John hätte diesem Postulat wahrscheinlich aus tiefer Überzeugung zugestimmt, allerdings aus völlig anderen Gründen als der Vatikan und die Bischöfe. In der Film-Dokumentation A Celtic Pilgrimage, die posthum ein Jahr nach seinem Tod erschien, sagte John, er sei 19 Jahre Priester gewesen und nun nicht mehr im öffentlichen priesterlichen Dienst.  Allerdings sah er die Priesterschaft als eine Sache des Herzens an, die allenfalls eine Voraussetzung für das Kirchenamt war: Jeder sei ein Priester, auf seine eigene Weise und in seinem eigenen Leben, so O’Donohue.

Viele Priesterkollegen, die John O’Donohues Weg und auch seine Auffassungen nicht teilten, blieben ihm dennoch bis ans Lebensende verbunden. Ein Teilnehmer an Johns Beerdigung, Eoin O Suilleabhain, berichtete in der Irish Times von der Trauerfeier am 11. Januar 2008 in Fanore. Demnach drängten sich fast 40 Pfarrer im Altarraum der Kirche, darunter zwei amtierende und ein ehemaliger Bischof. Diane Covington nahm am Gedächtnis-Gottesdienst in der Galway Cathedral im Februar 2008 teil und schilderte mir ihre Erinnerungen: “Normalerweise kommt ein Priester heraus und beugt sich nieder, dann leitet er die Messe. In diesem Fall kamen sie in Paaren heraus, 20 an der Zahl, und dann leitete der letzte, der sein Freund gewesen sein muss, die Messe. Seine ersten Worte waren: John O’Donohue war ein heiliger Mann.”

 

 

Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg

JOhn O`Donohue by Andy Espin

John O’Donohue beim Greenbelt Festival 2007. Foto © Andy Espin

Zehn Jahre früher: Am 9. September 1997 erschien John O’Donohues Buch, für das er zwei Jahre zuvor so viel riskiert und dann so viel gearbeitet hatte: Anam Cara. Das Buch der Keltischen Weisheit. Der Verkauf startete verhalten, dann aber stürmte dieses Buch, das sich im Grenzgebiet von Religion, Spiritualität und Philosophie schwer einordnen ließ, zur Überraschung der Verlagswelt die Bestsellerlisten in zahlreichen Ländern.

Der Autor zählte selber zu den Überraschten, denn einen solchen Erfolg hatte er sich nicht einmal erträumt. In Deutschland wurde das Werk des gerade noch unbekannten irischen Autors dem Verlag dtv angeboten. Die damalige dtv-Lektorin Bettina Lemke, heute selbst erfolgreiche Autorin und Übersetzerin, erinnert sich: “Ich las das Manuskript und wusste sofort: Das müssen wir publizieren. Ein wahrlich tiefgründiges und gutes Buch.”

Anam Cara wurde zum langjährigen Welt-Bestseller, das in zahlreichen Sprachen und vielen Auflagen gedruckt wurde (und wird). Es befreite O’Donohue von allen materiellen Sorgen und katapultierte ihn auf die Bühne internationaler Bekanntheit. Die Jahre als Hilfspfarrer in der Diözese Galway waren definitiv vorbei. Er war jetzt ein freier Schriftsteller und bald schon ein charismatischer Redner, ein beeindruckender Retreat-Leiter und ein spiritueller Leuchtturm in rauer werdenden Zeiten.

 

Fortsetzung folgt

 



 

Foto Credits:
2. und 3. Foto von oben mit freundlicher Genehmigung von H.R. Hebeisen; 3. Foto von unten mit freundlicher Genehmigung von Pip Wilson; 2. Foto von unten: dtv; Foto ganz unten mit freundlicher Genehmigung von Andy Espin. Andy lebt und arbeitet als Fotograf in England. Titel-Foto Connemara: Markus Bäuchle

Anmerkungen:
1  Hans-Ruedi Hebeisen ist Gründer und Chef der HRH Fishing Hebeisen, einem Fachgeschäft und Reiseveranstalter für Fischerei und Anglerbedarf in Zürich. HRH und seine Frau Heidi gründeten in Connemara eine Lachsfischerschule und veranstalten seit Jahrzehnten Angelreisen. Sie verbringen bis heute jedes Jahr viel Zeit in Irland. Danke, HR Hebeisen für die freundliche Genehmigung, die Fotos zu nutzen.

2 Auszüge aus einem Interview in The Sun Magazine, April 2007, von Diane Covington-Carter. Mehr über und von der Journalistin Diane Covington finden Sie hier auf ihrer Website.

3  Michael Ford beschreibt dies in seinem Buch “Spiritual Masters For All Seasons”, HiddenSpring 2009, ein lesenswertes Buch, auf das mich John O’Donohues Lebenspartnerin Kristine Fleck dankenswerterweise hingewiesen hat.

4 Father Kevin Hegarty kannte John aus gemeinsamen Studientagen in Maynooth. Ein Dank an ihn, dass ich aus seinen lesenswerten und äußerst kenntnisreichen Beiträgen über O’Donohue zitieren darf.

 

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