„Die Unschuld und das Schöne haben nur einen Feind – die Zeit.“
William Butler Yeats

 

William Butler Yeats wurde am 13. Juni 1865 bei Dublin geboren und starb am 28. Januar 1939 in Frankreich.

Seine Kindheit verbrachte er bei seinen Großeltern bei Dublin, teils im irischen Landkreis Sligo und teils in London. Von 1883 bis 1886 studierte er Kunst in Dublin und ging 1889 zurück nach London, wo er sich mit Oscar Wilde anfreundete. Früh begann er sich auch für Hinduismus, Theosophie und Okkultismus zu interessieren.

Ab 1896, wieder in Irland, stand er der national-revolutionären Freiheitsbewegung nahe. Gemeinsam mit der irischen Schriftstellerin Lady Isabella Augusta Gregory gründete er 1899 das berühmte Abbey Theater, das er bis zu seinem Tod leitete und für das er alle seine Stücke schrieb.

Nach der Befreiung Irlands von der englischen Herrschaft war er von 1922 bis 1928 Senatsmitglied im neu gegründeten irischen Freistaat. 1923 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
(nach: Nobelpreis.org )

Wer einmal in „Yeats Country“ – rund um Sligo und den berühmten Tafelberg „Ben  Bulben“ – war, ahnt, welche Kraft diese Natur auf den Poeten gehabt haben mag. Während der Semesterferien in der Heimat begeisterte er sich für das Erbe der irischen Kultur, sammelte Mythen und Volksmärchen und trug mit seiner Arbeit zur Renaissance der irisch-keltischen Literatur wesentlich bei. In der Laudatio bei der Übergabe des  Literaturnobelpreises 1923 wurde seine Dichtung dafür gepriesen, dass sie „dem Geist eines ganzen Volkes Ausdruck verleiht.“

 

William Butler Yeats

13. Juni 1865 – 28. Januar 1939

(Foto wikipedia)

 

“When You Are Old” schrieb Yeats schon mit Mitte zwanzig. Augenscheinlich ist er es selbst, der sich hier an eine Frau wendet, die er liebt.  Er bittet sie darum, im Alter noch einmal zu den Zeilen im Buch zurückzukehren, die er einst für sie geschrieben hat. Auch wenn sie alt, grau und müde sei, könne das Gedicht sie dann an die jugendliche Schönheit erinnern und daran, wie viele Menschen (mit guten und schlechten Absichten) sie geliebt und bewundert haben.

 

“When You Are Old”

William Butler Yeats

When you are old and grey and full of sleep,
And nodding by the fire, take down this book,
And slowly read, and dream of the soft look
Your eyes had once, and of their shadows deep;

How many loved your moments of glad grace,
And loved your beauty with love false or true,
But one man loved the pilgrim soul in you,
And loved the sorrows of your changing face;

And bending down beside the glowing bars,
Murmur, a little sadly, how Love fled
And paced upon the mountains overhead
And hid his face amid a crowd of stars.

 

Das Poem mutet “alt” an. Yeats lehnt sich hier an Formen der Renaissancedichtung an. Inhaltlich spielt er mit den Themen „Alt und Jung“ „Vergänglichkeit in der Zeit.

Yeats (oder der Vortragende) und die schöne Adressatin des Gedichts sind beide jung, als er das Gedicht schreibt. Doch er ist klug genug zu wissen, dass das Altern später zu Traurigkeit über die Vergänglichkeit führen wird. Aber die Angebetete soll wissen, dass sie sich auch dann geliebt fühlen kann…..

 

 

Herzlichen Dank an Wolfgang Paetow für die Textübertragung.

Bild: Kaminfeuer; Ferienwohnung auf Sheeps Head, 2017

 

 

Weitere Beiträge in der Serie “Lyrik am Sonntag”:

William Butler Yeats – Himmelsgewänder

Patrick Kavanagh – In Gedenken an meine Mutter

Padraic Pearse – Der Wanderer

Thomas Moore – Oftmals, in der stillen Nacht

Patrick Kavanagh – Gedenken an meinen Vater