Immer dienstags: Heute nimmt Ralf Sotscheck das Impf-Chaos in Irland aufs Korn. Niemand blickt mehr durch.
Es gibt keine Iren. Das glaubt jedenfalls der irische Gesundheitsdienst. Wer sich für einen Coronatest anmelden will, muss seine ethnische Herkunft ankreuzen. Man kann wählen zwischen asiatisch-britisch, asiatisch-weiß, britisch-weiß, chinesisch, arabisch, schwarz- und weiß-afrikanisch. Und dann gibt es noch die Kategorie „Irish Traveller“, also Angehörige des fahrenden Volkes.

Die Irland-Kolumne von Ralf Sotscheck. Der Berliner Journalist lebt seit 1985 in Irland und ist irischer Staatsbürger. Er pendelt zwischen Stadt und Land, irischer See und Atlantik, zwischen Dublin und einem Dorf im Burren. Ralf arbeitet als Irland-Korrespondent für die tageszeitung (taz) und schreibt Bücher, vorzugsweise über Irland und die Iren. Er hält Vorträge, Lesungen und ist ein brillanter Unterhalter. Seine Irland-Kolumne erscheint dienstags auf Irlandnews. Ralfs Website: www.sotscheck.net. Foto: Derek Speirs
Auf dem Anmeldeformular für eine Impfung gibt es hingegen neben den Fahrenden auch „irisch“ oder „anders weiß“, doch schwarze oder asiatische Iren gehen leer aus. Aber die sind ohnehin noch nicht dran, da zuerst die Alten geimpft werden. Und alte schwarze oder asiatische Iren existieren nicht, weil es früher nur Auswanderer und keine Einwanderer gab. Das Lehrpersonal ist beim Impfen ebenfalls noch nicht dran, denn irische Grundschulen sind gegen das Coronavirus gefeit. Deshalb sind sie bereits seit Monaten geöffnet, während Restaurants und Pubs geschlossen bleiben.
Zurzeit gilt der 29. Impfplan, die vorangegangenen 28 sind über den Haufen geworfen worden. Niemand blickt mehr durch. Nun sollen keine Davids unter 50, die an einem Mittwoch geboren sind, mit AstraZeneca geimpft werden, so das Nachrichtenportal Waterford Whispers. Wenn solche Davids allerdings bereits einen Impftermin haben, müsse er nicht storniert werden, heißt es weiter. „Das betrifft aber nur jene Davids, die zum Metallica-Konzert 2019 in Slane über die Autobahn M1 angereist sind.“
Der Abstand zwischen den beiden Impfungen mit AstraZeneca sollte erst 12, dann 16, dann wieder 12 Wochen betragen. Jetzt hat man den Abstand auf acht Wochen reduziert, weil das Zeug schleunigst weg muss. Es ist aber leider nur für Menschen zwischen 60 und 69 geeignet. Ab nächste Woche kann diese Altersgruppe die erste und zweite Impfung binnen 15 Minuten bekommen – die erste in den rechten Arm, die zweite in den linken Arm, damit sich der Impfstoff gleichmäßig verteilt.
Experten haben erklärt, dass es von Vorteil sein kann, den Impfstoff zu mischen. Die Dubliner Regierung hat das falsch verstanden. Sie hat Barmänner rekrutiert, die Erfahrung mit Cocktails haben. So mixen sie nun einen Astra-Biontech-Sunrise oder eine Bloody-Moderna-Johnson. Warum auch nicht, das Barpersonal ist ja zurzeit arbeitslos, Gaststätten und Pubs dürfen erst am 5. Juli wieder öffnen. Oder wegen der Delta-Variante noch einmal ein bis zwei Wochen später.
Viele dieser Etablissements werden aber für immer geschlossen bleiben, weil sie inzwischen pleite sind. Dabei hätten sie mit etwas Fantasie durchaus eine Überlebensstrategie entwickeln können. Schulkinder gehen nämlich am frühen Nachmittag nach Hause. Dann stehen diese Festungen gegen das Coronavirus leer. Man hätte sie abends in Restaurants und Kneipen umfunktionieren können, denn in Schulen kann man sich nach Meinung der Regierung nicht anstecken. Man muss nicht mal eine Maske tragen.
Titel-Foto: Das Pub für den Impf-Cocktail – und nachmittags Trinken in der Schule; Markus Bäuchle
Gut, dass in den Cocktails nicht auch noch Irish Whiskey versaut wird. Den braucht man um über dieses ganze Impfchaos hinwegzukommen.. Bin übrigens 2x geimpft. Danke Ralf für den Beitrag der auf ironische Weise das ganze Drama beschreibt.
danke für den beitrag, bitte mehr davon !
ebenso geimpfte grüße aus Ö
susanne
Ich glaube Astra-Biontech-Sunrise und Bloody-Moderna-Johnson schützen mehr vor C19 und schaden der Gesundheit deutlich weniger, als die Namensgeber ansich. Vielleicht ist es ein Segen, dass die irische Regierung genauso verwirrt zu sein scheint, wie die deutsche. Wir gleichen das mit blind-aktionistischer „deutscher Gründlichkeit“ aus. Die Iren mit Pub-Kreativität. Ich weiss, was mir lieber ist :-).
„Vorteil“ der Mischung mehrerer mRNA-Medikamente ist v.a., dass man von beiden auch den Nebenwirkungen hat. Inzwischen häufen sich Meldungen von schwersten Nebenwirkungen bis hin zu Todesfällen. Das PEI (Paul-Ehrlich-Institut) ist überlastet aufgrund der vielen Meldungen von Nebenwirkungen. Dort kann man auch die gemeldeten Nebenwirkungen/ Impfstoff selbst anschauen. Die Sterberate von an Corona erkrankten Menschen die geimpft wurden liegt bei 4,7%. Bei den Erkrankten ungeimpften dagegen nur bei 0,15 Prozent (Quelle: Südwestpresse 28.05.2021). Wird wohl in Irland genauso wenig öffentlich gemacht, wie in Deutschland. Ausnahme: The Irish Light.
Aus dem Blickwinkel gesehen,, schützt das Impf-Chaos die Menschen. in Irland. Egal welch ethnischer Herkunft. Und es gibt nach C19 (sollte das jemals ein Ende haben) auch noch Iren in Irland.
Sorry, Ines, aber die Zahlen sind Unfug. „There are now almost no deaths related to Covid-19 among people who have been vaccinated in Ireland, according to a top health official.“ Siehe hier:
https://www.breakingnews.ie/ireland/almost-no-covid-deaths-among-vaccinated-as-ireland-tops-daily-jab-record-1143685.html
Und hier:
https://www.irishtimes.com/news/ireland/irish-news/serious-illness-and-death-from-covid-19-plummeting-amid-vaccine-rollout-data-shows-1.4565184
Also: Lasst Euch impfen!
Hallo Ines, ich habe in der SWP vom 28. Mai den zitierten Beitrag nicht gefunden. Kannst bitte mal schicken?
Es handelt sich um einen fragwürdigen Leserbrief mit einer fragwürdigen Quelle.
Das sollte Mensch bei der Quellenangabe vielleicht erwähnen.
dieser Leserbrief ist Meinungsmache mit unbelegten Daten und nachvollziehbar falschen Berechnungen.
Gut, wenn man selber den 3-Satz beherrscht…
Ich komme auf eine Sterberate ungeimpfter von über 2,5% in Deutschland.
Das die Sterberate geimpfter erkrankter Menschen höher liegt, ist nachvollziehbar, da durch die Impfung weniger Menschen erkranken.
Diese Argumentation verstehe ich nicht, Dieter.
Vielleicht ist tendenziell was dran an der Zahl von Ines, weil bislang vor allem die Alten geimpft wurden, die nun eben weit häufiger starben als die Jungen (und nicht nur an Corona oder Impfschäden).
Das tönt zwar lustig ist aber für mich grauselig zu lesen!
Dabei brauchts doch nur Impflinge egal welcher Herkunft, Impfstoff, Impfpersonal, Zelte oder Hallen,
Logistik und Administration. Es braucht Computer und einen Willen und Einverständnis.
Danke :-)) habe herzhaft gelacht über die neuen Cocktail-Varianten ….
Der Rest ist leider ein Trauerspiel …..
geimpfte Grüße,
Martina