Immer dienstags. Heute analysiert Ralf Sotscheck, was sich im Königreich nach dem Tod der Queen alles ändern muss und wird. 

Es war die längste Lehrzeit in der Geschichte, doch jetzt hat Charles endlich einen Job. Andere sind in diesem Alter bereits sieben Jahre in Rente. Nun sind eine ganze Reihe Veränderungen in Großbritannien und im Commonwealth nötig.

Ralf Sotscheck

Die Irland-Kolumne von Ralf Sotscheck.  Der Berliner Journalist lebt seit 1985 in Irland und ist irischer Staatsbürger. Er pendelt zwischen Stadt und Land, irischer See und Atlantik, zwischen Dublin und einem Dorf im Burren. Ralf arbeitet als Irland-Korrespondent für die tageszeitung (taz) und schreibt Bücher, vorzugsweise über Irland und die Iren. Er hält Vorträge, Lesungen und ist ein brillanter Unterhalter. Seine Irland-Kolumne erscheint dienstags auf Irlandnews. Ralfs Website: www.sotscheck.net. Foto: Derek Speirs

Zunächst muss King Charles III. die königliche Standarte, die vor dem Buckingham Palace wehte, wenn die Queen zu Hause war, ändern. Sie ist viergeteilt: ein Viertel für den schottischen Löwen, eins für die irische Harfe, und zwei für England. Wales kommt auf dem Lappen nicht vor. Aber Charles war siebzig Jahre lang Prinz von Wales, und da sollte er sich erkenntlich zeigen.

Das Pfund Sterling kann auch nicht so bleiben. Es sind 4,5 Milliarden Banknoten mit dem Porträt der Königin im Umlauf. Die Bank of England erwägt, Aufkleber mit dem Gesicht von Charles an die Untertanen zu verteilen, die sie über den Queens-Kopf kleben sollen. Und neue Münzen müssen geprägt werden. Die Königin schaute auf den Münzen nach rechts, Charles will nach links gucken. Eine späte Rebellion gegen die Erziehungsberechtigte?

Britische Briefmarken enthalten keinen Ländernamen, weil die Briten behaupten, dass sie Briefmarken erfunden haben, aber auf jeder Marke ist das Profil der Königin abgebildet. Die Post gab bekannt, dass Briefe, die nach dem offiziellen Ableben der Königin am Donnerstag um 18.32 Uhr Ortszeit abgeschickt worden sind, zurück an den Absender gehen. Auf den roten Briefkästen ist das königliche Emblem „EIIR“ – also „Elizabeth II. Regina“ – zu sehen, außer in Schottland. Dort hat man die Kästen gleich nach Elisa­beths Krönung 1952 in die Luft gesprengt, denn in Schottland regierte Elizabeth I. nicht. Also kann es dort auch keine Nummer II geben.

Sämtliche Abgeordnetenposten sind derzeit vakant, weil die Parlamentarier einen Eid auf die Königin geschworen haben. Solange sie keinen Eid auf Charles abgelegt haben, dürfen sie weder im Unterhaus an Abstimmungen und Debatten teilnehmen, noch ihr Gehalt kassieren. Die Ernennung von Liz Truss zur Premierministerin ist also vorerst ungültig. Böse Zungen behaupten, die Queen habe ihren Lebenswillen verloren, nachdem sie Truss am Dienstag getroffen hatte.

Von den fünfzig Kolonien, die Elisabeth bei ihrem Amtsantritt vorfand, sind nicht mehr viele übrig, und es könnten noch weniger werden. Vielleicht hat die Queen in ihrem Testament der Republik Irland die sechs nord-irischen Grafschaften vermacht. Und in den vierzehn Ländern, die die Königin als Staatsoberhaupt anerkennen, muss die Verfassung auf den neuen König Charles umgeschrieben werden. In einigen Fällen geht das nur per Referendum – eine gute Gelegenheit, sich aus dem Staub zu machen.

Das hat man davon, wenn man Frauen auf den Thron lässt. Früher war das undenkbar. Bis Ende dieses Jahrhunderts müsste man aber Ruhe haben, denn die nächsten Thronfolger sind Männer: William und George. Lang lebe der König.


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Foto: King Charles III, by The White House, Adam Schulz